Hellenismus und die Makedonischen Kriege

Hellenismus und die Makedonischen Kriege
Hellenismus und die Makedonischen Kriege
 
Die Diadochenkämpfe hatten zur Ausbildung des hellenistischen Staatensystems geführt. Das antigonidische Makedonien konnte im Verlauf des 3. Jahrhunderts v. Chr. seinen Einfluss in Thessalien und einem Teil der hellenischen Städte geltend machen, stieß aber auf den Widerstand zweier griechischer Stammesbünde, des Aitolischen und des Achaiischen Bundes.
 
Das ptolemaiische Ägypten bietet im 3. Jahrhundert das Bild eines administrativ und ökonomisch stabilen Staates, weniger von außen bedroht als durch innerdynastische Konflikte und durch Aufbegehren der einheimischen Bevölkerung gefährdet. Die Seleukiden, im 3. Jahrhundert unaufhörlich in Kriege verwickelt, konnten auf Dauer den Niedergang der größten hellenistischen Monarchie nicht aufhalten.
 
Rivalitäten und Besitzansprüche führten zu fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten. Um Südsyrien bzw. Phoinikien stritten vornehmlich Ptolemaier und Seleukiden in nicht weniger als sieben Kriegen zwischen 274 und 146. In der Ägäis und in Griechenland stießen alle drei Großstaaten aufeinander.
 
Philipp V. von Makedonien, besorgt über Roms Engagement in Illyrien, unterstützte nach der Niederlage der Römer bei Cannae Hannibal (1. Makedonischer Krieg 214-05). Hilfegesuche aus Pergamon und Rhodos gaben den Römern Gelegenheit, gegen Philipp vorzugehen (2. Makedonischer Krieg 200-197). Er unterlag und verlor seine griechischen Besitzungen.
 
Im Seleukidenreich war es Antiochos III. (223-187) gelungen, verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern. Roms Eintritt in einen Krieg gegen Antiochos schien durch Hilfegesuche griechischer Städte legitimiert. 190 setzte sich L. Cornelius Scipio Asiaticus gegen Antiochos III. bei Magnesia durch. Makedonien, das einzige Reich, das noch von Bedeutung schien, wurde von den Römern in den 3. Makedonischen Krieg gezogen (171-168). Bei Pydna siegte L. Aemilius Paullus über König Perseus, der in römische Gefangenschaft geriet.
 
Im Seleukidenreich hatte Antiochos IV. große Anstrengungen zur Festigung des auseinander brechenden Staates unternommen. Ein Thronwechsel in Ägypten ließ ihn den Versuch wagen, Ptolemaier- und Seleukidenreich zu verbinden. Vor Alexandreia nötigten ihn jedoch die Römer zum Abzug (168). Das Seleukidenreich schrumpfte gegen Ende des 2. Jahrhunderts auf das nördliche Syrien zusammen. 30 v. Chr. endete die Zeit der hellenistischen Staaten. Ägypten, der letzte noch bestehende makedonisch-griechische Staat, wurde von Octavian dem Imperium Romanum als Provinz einverleibt.
 
Auch wenn es in hellenistischer Zeit nicht zu einer wirklichen Verschmelzung griechischer und orientalischer Elemente gekommen ist, so haben sich doch in den Jahrhunderten makedonisch-griechischer Herrschaft im Osten neue Kultur- und Zivilisationsformen ausgebildet. Die griechische Lebensweise fand unter den Einheimischen Verbreitung. Der Hellenisierung der Orientalen entsprach eine Orientalisierung der Griechen und Makedonen.
 
Abgesehen von der Übernahme orientalischer Herrschaftsformen übten besonders östliche Religionen auf die Griechen eine große Faszination aus, vor allem die Mysterienreligionen, von denen das Christentum zur Weltreligion werden konnte.
 
Doch trotz aller wechselseitigen Beeinflussung gab es auch starke Abgrenzungstendenzen. Am heftigsten widersetzten sich große Teile des Judentums allen Hellenisierungsversuchen.
 
Eine einzigartige Blüte erlebten Wissenschaften und Künste in hellenistischer Zeit. Die hellenistische Kultur wurde durch die Einbindung in das Imperium Romanum zur Weltkultur. Das Griechische lebte im Rahmen römischer Staatlichkeit fort und wurde so zu einem Fundament der europäischen Geschichte.

Universal-Lexikon. 2012.

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